Nach der Rückkehr von dieser Reise in den Alltag war unser Fernweh noch lange nicht geheilt
und so versuchten wir in unseren immer viel zu kurzen Urlauben an dessen Linderung zu arbeiten, doch es half nicht wirklich.
So begannen wir von einer Fortsetzung unseres Radlerlebens zu träumen. Es brauchte etwas Zeit doch der Traum nahm Gestalt an: Diesmal soll es eine Reise open end werden.
Start am 1. April 2015
Auf unserer neuen Website:
www.weltentrotter.de
wollen wir von alldem berichten.

Freitag, 28. August 2009

16.-23. August > Heimfahrt

Gesamte geradelte Strecke: 15195 km

Ecuador bzw. Quito hatte sich zum Abschied noch eine besondere Überraschung einfallen lassen. Am Sonntag, unserem Abreisetag, hatte man die Hauptstrasse vom Stadtzentrum zum Flughafen für den Autoverkehr gesperrt, um Quito's Einwohnern die Möglichkeit zu geben Fahrrad zu fahren. Wir mischen uns unter die Sonntagsausflügler und radeln unbeschwert unsere letzten Kilometer auf dem südamerikanischen Kontinent. Dann war jedoch noch mal Nervenstärke gefragt. Räder und Gepäck mussten verpackt und die Eincheckprozedur überstanden werden. Nun war es so weit: Adios America del Sur.
Am Abend des 17. August stehen wir wieder in Berlin, genau 350 Tage nachdem wir es verlassen haben. Nochmal laden wir unsere Sachen auf die Räder. Vier Tage radeln wir bei schönstem Sommerwetter zunächst nach Osten um später an Oder und Neisse nach Süden zu fahren. Natürlich kommen wir an den ersten Bäcker- und Fleischerläden nicht ohne Halt vorbei. Im Zittauer Gebirge verlassen wir noch einmal Deutschland und treffen uns auf einem Campingplatz im tschechischen Jetrichovice mit Freunden und Geschwistern. Das Wiedersehen wird natürlich mit "richtigem" Bier gefeiert. Die letzten 60 Kilometer nach Dresden entlang der Elbe begleiten uns Petra's Freundin Antje und ihr Mann.

Wir sind wieder zu hause. Nachdem sich das Gefühlskarussell etwas langsamer drehte mussten wir uns gleich auf Wohnungssuche machen. Nach vier Tagen haben wir unsere zukünftige Bleibe gefunden. Nur noch einige bürokratische Hürden trennen uns jetzt vom neuen Heim.
Schon am 1. September werden wir beide auf unseren alten Arbeitstellen erwartet und damit tauchen wir endgültig wieder im Alltag unter. Doch vielleicht ist das auch der Beginn eines neuen Traums.

Samstag, 15. August 2009

Ein Traum geht zu Ende

Es war ein schöner Traum, doch nun ist es Zeit für uns aufzuwachen.
Wir tun dies mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Natürlich freuen wir uns auf alle, die zu Hause auf uns warten. Andererseits fällt es uns doch schwer, nun wieder in den Alltag zurückkehren zu müssen.
Es war ein schönes Gefühl zu wissen, das so viele auf dieser Seite an unserem Traum teilnahmen und wir danken allen, die an uns gedacht haben. Besonders bedanken möchten wir uns bei unserer Familie, den Eltern und unserer Tochter für ihr Verständnis in Bezug auf unser "verrücktes" Vorhaben.
Eines ist uns in den zurückliegenden Monaten wieder bestätigt worden: Für uns gibt es keinen besseren Ort zum Leben als unsere Heimatstadt.
Auf Wiedersehen in Dresden oder irgendwo anders auf dieser Welt.
Hasta luego. Petra und Mathias


Abschliesend möchten wir ein paar Fragen beantworten, welche wir vermutlich nach unserer Rückkehr häufig gestellt bekommen werden:

Wie war's denn?
Schööön! Wir hatten eine wundervolle Zeit und haben es keinen Moment bereut, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Wir haben vieles erlebt, auch einiges von der Art, die aus einer Reise ein Abenteuer machen.

Wo hat es euch am besten gefallen?
Jedes der acht von uns bereisten Länder hatte seine Besonderheiten und ein Vergleich fällt schwer. Vermutlich werden sich aber die Andenländer Bolivien und Peru besonders in unsere Radlerseelen eingebrannt haben.

Wieviel Kilometer seit ihr am Tag gefahren?
Dies hing von so vielem ab. Alles war möglich: Zwischen 10 und 150 Kilometer. Wir hatten aber nie vor irgendwelche Rekorde aufzustellen. An 132 von 350 Tagen blieben die Räder total unberührt.

Gab es technische Probleme?
Wir haben den Rädern wirklich viel zugemutet und nun benötigen sie dringend eine Überholung. Zwei neue Hinterradfelgen waren erforderlich und Sorgen bereiteten die Schwalbeschläuche sowie Speichenbrüche an Mathias' Hinterrad. Dank dem Pannenschutz in den Reifen gab es nur wenige Plattfüsse zu reparieren.

Und gesundheitliche?
Nichts dramatisches: Eine 24 stündige Magenverstimmung bei Mathias sowie Zahnschmerzen und ein Hundebiss bei Petra. Auch der Aufenthalt in den extremen Höhen verursachte kaum Beschwerden.

Wie habt ihr es so lange zusammen ausgehalten?
Der Zahnarzt in Buenos Aires meinte, er würde seine Frau umbringen, wenn er solange mit ihr zusammensein müsste. Ihr seht, wir sind beide noch am Leben und es war gar nicht so schwer, sich kein Haar zu krümmen.

Was habt ihr am meisten vermisst?
Natürlich Familie und Freunde. Aber auch auch dunkles Brot und Wurst, Gummibärchen und richtige Schokolade.

Habt ihr schon neue Reisepläne?
Vamos a ver.

Freitag, 14. August 2009

9.-14. August > Quito

Am Sonntag trafen wir uns mit Doro und Sven zu einem Stadtbummel. Quito feierte gerade den 200. Jahrestag der Unabhängigkeit und in der historischen Altstadt wimmelte es nur so von Menschen. Bestimmt auch ein Fest für Diebe und Taschenaufschlitzer, vor denen uns so viele warnten. Wir reihten uns in eine der vielen Schlangen vor Museen und Kirchen ein und besichtigten die Jesuitenkirche mit ihrer beeindruckenden Innenraumdekoration aus sieben Tonnen Blattgold. Aber bald hatten wir alle genug von dem Ganzen, wahrscheinlich haben wir in der letzten Zeit schon zuviele Kirchen, Plazas u.ä. gesehen.

Zwei Tage später liessen wir Fahrräder und Ausrüstung im Hostal zurück und fuhren zum Äquator nur wenige Kilometer nördlich von Quito. Hier gibt es einige Museen und Monumente, welche um die Aufmerksamkeit der Touristen buhlen. Wir gingen in das kleine private "Museo de Sitio Inti Nan" mit einigen historischen und biologischen Kuriositäten und verfolgten einige physikalische Experimente. Doch glauben wir, das dabei etwas getrickst wurde, denn keines der Museen soll sich exakt au dem Äquator befinden.

Nachdem wir Doro und Sven ins zweite Jahr ihrer Tour verabschiedet hatten, fuhren wir ins eineinhalb Stunden entfernte Mindo. Hier sollte es gute Möglichkeiten geben den tropischen Nebelwald mit seiner vielseitigen Pflanzen- und Tierwelt zu entdecken. Am folgenden Tag wanderten wir auf eigene Faust los aber ohne viel neues zu sehen.

Zurück in Quito bleiben uns nun noch zwei Tage um unsere Heimreise vorzubereiten.

Dienstag, 11. August 2009

27. Juli - 8. August > Tena - Quito

Bisher gefahrene Strecke: 14720 km

Irgendwie schafften wir es doch unseren inneren Schweinehund zu besiegen und haben nach fast 14 tägigen Aufenthalt in Tena unsere Räder bestiegen. Nach drei Fahrtagen und 130 km weiter waren wir dann schon wieder in fast 3000 m Höhe. Es war als wollte sich Ecuador zum Abschluss noch mal von seiner besten Seite zeigen. Die Strecke schlängelte sich durch dicht bewachsene Berge und bot tolle Ausblicke auf den unendlichen Amazonasurwald im Osten. Die Steigung war sehr radfreundlich und die Sonne machte die Temperaturen trotz zunehmender Höhe recht angenehm.


Über einen letzten 4000 m hohen Pass sollte es nach Quito gehen. Doch direkt davor legten wir in Papallacta, einem kleinen Thermalbadeort, einen Ruhetag ein. Und dann verliess uns das Wetterglück, Regen, Wind und Kälte liess uns die Lust auf eine Weiterfahrt vergehen. Da wir noch genug Zeit hatten aalten wir uns im hoteleigenen Thermalbad und vertrieben die Zeit mit Nichtstun, bis nach vier Tagen sich das Wetter besserte.So bezwangen wir dann doch den fürchterlich kalten Pass und wurden mit einer fast 40 km langen Abfahrt hinunter ins wärmere Tumbaco belohnt. Dieser unbedeutende Ort liegt fast in Sichtweite von Quito. Doch noch sind wir nicht bereit unsere Tour zu beenden und quartieren uns im einzigen Hotel des Ortes ein.


Doch als in der dritten Nacht mal wieder eine Disko unsere Nachtruhe gefährdet geben wir unseren Widerstand auf. Quito wir kommen!Eigentlich hätten wir es ahnen müssen, obwohl es nur 15 km waren wurde es noch mal anstrengend. Die Strasse war dicht befahren, vierspurig, ohne Randstreifen und steil bergauf. Kurz vorm Ziel verinderte eine eifrige Polizei unsere Weiterfahrt - ein Tunnel wäre zu gefährlich für uns! Ob die eine Ahnung davon haben in welcher Gefahr wir auf den Strassen zuvor geschwebt haben? Wir sollten umkehren und eine andere Strecke nehmen, aber wir baten einen Pickupfahrer uns mitzunehmen.Dann war es nicht mehr weit und wir fanden im Touristenviertel Mariscal Sucre ein herrlich ruhiges Zimmer.Nun sind wir also nach 14700 km angekommen - ein komisches Gefühl.

Montag, 27. Juli 2009

11.-26. Juli > Banos - Tena

Bisher gefahrene Strecke: 14500 km

Am zweiten Tag in Banos scheint endlich wieder die Sonne und wir besteigen einen Aussichtsberg über dem Ort. Der klare Himmel ermöglicht uns nun endlich einen Blick auf den in den letzten Jahren häufig aktiven Vulkan Tungurahua. Banos musste 1999 sogar für mehrere Monate wegen des Ascheregens evakuiert werden. Aber als wir darauf warteten zeigte der Vulkan nicht die kleinste Rauchwolke.


Der Ort ist Treffpunkt vieler einheimischer und ausländischer Touristen. Es gibt viele Touranbieter und mehrere Termalbäder. Besonders am Wochenende ist hier der Teufel los und es ist alles andere als idyllisch. Wir treffen uns erneut mit den Radlern Doro und Sven und feiern deren einfähriges Tourjubileum. Doch während sie im folgenden Jahr noch bis Alaska wollen ticken unsere Rückreiseuhren immer lauter.

Nach vier Tagen steigen wir wieder aufs Rad um weiter ins Oriente, das Amazonastiefland, vorzudringen. Zunächst führt die Strasse durch ein tiefes Tal, vorbei an rauschenden Wasserfällen. Wunderschön, wenn nur nicht starker Regen uns den Spass verdorben hätte. Doch je tiefer wir kommen um so wärmer wird es und zum Glück schaut auch die Sonne etwas hervor.

Tena ist ein weitere Touristentreffpunkt. Die Stadt liegt "nur" 500 m hoch und hat ausser einem Minizoo nicht viel zu bieten. Sie ist jedoch günstiger Ausgangspunkt für Touren in den Dschungel und das milde tropische Klima behagt uns sehr.

Wir vertrödeln ein paar Tage bevor wir einen dreitägigen Trip in den näheren Dschungel buchen. Zwei Tage sind wir mit einem Führer im Busch unterwegs. Zum Teil führt der Weg recht abenteuerlich durch Wasserfälle hinauf. Wir erfahren viel interessantes über die Pflanzenwelt, besonders über deren heilende Kräfte. Der ganze Wald scheint eine riesige Apotheke zu sein. Die Nächte verbringen wir in einem kleinen Dorf in einer einfachen Holzcabana und nichts stört unseren Schlaf ausser dem Singen der Zikaden und dem Rauschen des Flusses - fantastico. Am dritten Tag fahren wir mit einem Schlauchboot über die Stromschnellen des Rio Yatun Yaca zurück Richtung Tena.

Samstag, 11. Juli 2009

28. Juni - 10. Juli > Loja - Banos

Bisher gefahrene Strecke: 14354 km

Wir verlassen unser teures Hotelzimmer in Loja nach einer schlaflosen Nacht. Genau unterhalb unseres Fenster wurde bis zum Morgengrauen gefeiert und wenn Südamerikaner feiern, dann geschieht das immer mit nahezu schmerzhaft lauter Musik. Auf unserem Weg durch die anstrengende Bergwelt Ecuadors werden wir ständig von Regenwolken begleitet. Und gerade in den höheren Lagen liessen die gerne mal etwas fallen. Besonders entsetzt sind wir von der anhaltenden Kälte. Hier, nur ein paar hundert Kilometer vom Äquator entfernt, wo wir doch eigentlich mit tropischer Wärme gerechnet hatten.

Wieder einmal nass und durchgefroren fanden wir neben der Strasse eine Schutzhütte mit Feuerstelle. Keine Ahnung welchen Zwecken die hier dienen soll, aber uns kam sie gerade recht um trocken und warm unser Essen zu kochen. Wir kamen uns vor wie in einem Norwegenurlaub, denn auch die hier meist wachsenden Nadelwälder haben nichts tropisches an sich. Mit dem Dunkelwerden bauten wir unser Zelt in der Nähe auf und freuten uns auf einen ruhigen Schlaf. Aber an diesem Sonntagabend, um 20 Uhr, begann man wieder mit der Arbeit an der frisch gegossenen Betonfahrbahn. Genau neben uns wurden die Dehnungsfugen in die Fahrbahn gefrässt. Mierda!


Nach vier Fahrtagen erreichen wir die Grossstadt Cuenca. Von vielen wegen ihrer interessanten Architektur gelobt. Aber wir haben nicht das richtige Interesse mehr dafür und freuen uns nur auf den Ruhetag.

Wieder auf der Piste sehen wir an einer langen Steigung einen Radfahrer mit Gepäck vor uns. Es ist Valdo aus Brasilien (www.valdonabike.com), der mit seinem futuristischen Liegerad die Welt umrunden will. Genau heute feiert er seinen 65. Geburtstag! In den nächsten Tagen sehen wir uns noch mehrmals und manchen Abschnitt radeln wir auch zu dritt.

Langsam kommen wir auf den Teil der Panamericana dem Alexander von Humboldt den Namen "Allee der Vulkane" gab. Aber uns bleibt der Blick auf schneebedeckte Vulkangipfel verwehrt.
Nach mehr als zwei Wochen Ecuadorradeln erreichen wir endlich den Termalbadeort Banos, im Dauerregen. Hier wollen wir uns erst einmal ein paar Tage erholen.
Bis zu unserem Endziel Quito sind es nun nur noch wenige Kilometer. Aber vorher werden wir noch eine Runde durchs Amazonastiefland unternehmen. Dort ist jetzt Regenzeit - viel Spass!

Samstag, 27. Juni 2009

18.-27. Juni > Huanchaco - Loja

Bisher gefahrene Strecke: 13775 km

Nach zwei Tagen "Raserei" auf der Panamericana vorbei an absolut langweiliger Wüstenlandschaft und ständig umgeben vom grauen Küstennebel erreichen wir Lambayeque. Hier legen wir einen Ruhetag ein und besuchen das Museum des "Senor de Sipan". Vor gerade mal 20 Jahren hat man seine und weitere Grabstätten in einer unscheinbaren Lehmpyramide entdeckt, von denen es hunderte in der weiteren Umgebung gibt. Als Grabbeigabe fand man den grössten Goldschatz, der je in Amerika ausgegraben wurde. Die Ausgrabung ist in dem eigens dafür neu erbauten Museum recht interessant dokumentiert wurden.


Auf unserer Weiterfahrt konnten wir nun endlich die Panamericana verlassen und rollten immer noch eben auf einer ruhigeren von mehr Grün umgebenen Strasse weiter Richtung Norden. Und da wir uns nun immermehr vom Meer entfernten, schien auch die Sonne wieder.


Nach zwei Monaten verlassen wir nun Peru, welches sicher dauerhafte Erinnerungen in uns zurücklassen wird. Wir verlassen ein Land mit einer eindrucksvollen Bergwelt und seiner interessanten Kultur, seinen freundlichen Menschen - den Frauen in ihren bauschigen Faltenröcken, den bunten Bündeln auf den Rücken und ihren seltsamen Hüten. Wir verlassen aber auch ein Land mit unzähligen Mototaxis und den ständig hupenden Kleinbussen, welche, auf der Suche nach Fahrgästen, nicht davor zurückschrecken Radfahrer von der Strasse zu schupsen.


Ecuador, so stellt sich heraus, lässt aber nicht jeden einfach hinein. Zunächst müssen wir einen Gesundheitscheck über uns ergehen lassen. Erst nachdem man bei uns keine Grippesymptome entdecken kann, dürfen wir uns den Einreisstempel abholen. Zumindest wissen wir nun, dass Blutdruck und Puls normal sind. Im Grenzort Macara fällt uns sofort die Veränderung auf: Ruhe - kein nervender, hupender Verkehrslärm. So ungewohnt für uns, dass es fast gespenstisch wirkt.Noch etwas ist anders, die Strassen sind wieder bergig und wir müssen uns sehr steile und lange Anstiege hinaufkämpfen, denen natürlich sofort steile Abfahrten folgen. Trotzdem gelangen wir so nach und nach wieder in höhere Regionen. Nach drei Tagen echt anstrengendem Auf und Ab erreichen wir Loja, die erste richtig grosse Stadt Ecuadors auf unserer Strecke. Wir mieten uns im teuersten Hotel ein, nein, nein es gab noch teurere, und am folgenden Ruhetag machen wir das, was wir an solchen Tagen meistens machen - nada.