Nach der Rückkehr von dieser Reise in den Alltag war unser Fernweh noch lange nicht geheilt
und so versuchten wir in unseren immer viel zu kurzen Urlauben an dessen Linderung zu arbeiten, doch es half nicht wirklich.
So begannen wir von einer Fortsetzung unseres Radlerlebens zu träumen. Es brauchte etwas Zeit doch der Traum nahm Gestalt an: Diesmal soll es eine Reise open end werden.
Start am 1. April 2015
Auf unserer neuen Website:
www.weltentrotter.de
wollen wir von alldem berichten.

Samstag, 29. November 2008

19.-28. November > Chos Malal - Mendoza

Bisher gefahrene Kilometer: 4272


Die letzten 770 km waren die bisher anstrengendsten unserer Tour, weniger konditionell sondern besonders fuer die Psyche. Denn die Landschaft war extrem eintoenig - staubige Pampa mit ein paar ausgetrockneten Flussbetten und dazwischen nichts als dorniges Gestruepp. Unsere Gedanken kreisten staendig darum, ob unsere Wasservorraete reichen. Da wir nie sicher waren, wann wirklich der naechste Ort auftaucht und fast immer neben der Strasse zelteten.


Der einzige wasserfuehrende Fluss, der Rio Grande, war mit seinem schlammig braunen Wasser nicht sehr einladend. Dennoch nutzten wir ihn zum Auffuellen einiger Flaschen, und das mit einem Handtuch gefilterte Wasser war nicht nur ansehnlich, sondern auch geniessbar. Auf den einsamsten Strecken schleppten wir zusammen ca. 15 Liter Wasser mit.


Einige Autofahrer boten uns an mitzufahren oder gaben uns Wasser - "Mucho calor": das verstanden wir auch ohne Woerterbuch. Denn die Hitze war enorm und in den wenigen Ortschaften stuerzten wir uns auf alles was kalt war. In einer Zeitung lasen wir von dem waermsten Tag im November seit 20 Jahren: 39,7 Grad!


Manche Abschnitte der Ruta 40 waren in einem erbaermlichen Zustand und das meist dann wenn wir aufgrund unserer Karte auf glatten Asphalt hofften. Dazu aergerte uns oft Gegenwind.


Eines Nachmittags kam uns ein "rasender" (Rueckenwind) Radfahrer entgegen, der meinte in 20 Kilometern gaebe es einen Kiosco. Da in unserer Karte aber nur Pampa eingezeichnet war, dachten wir an ein Missverstaendnis. Doch hoffnungsvoll strampelten wir weiter und tatsaechlich erschien eine Ansiedlung von hoechstens 3 Familien. Don Avila raeumte in seinem Hof eine windstille Ecke fuer unser Zelt frei. Spaeter erfuhren wir, dass wir nicht die Ersten waren, die sich hier her retteten. Es gab sogar ein Gaestebuch, in dem nun auch unsere dankbaren Worte stehen.


In dem groesseren Ort Mallargue legten wir einen Ruhetag ein, im dem wir nichts anderes taten, als unsere total verdreckte Waesche waschen zu lassen.

Die Strecken zwischen Mallargue und Mendoza von ca. 400 km war besonders trist. Hier konnten wir auf glatten Asphalt rollen, aber sonst gab es nichts zu sehen. Einmal ging es ueber 50 km ohne Kurve geradeaus. Staendig hat man nur die naechste Bodenwelle in 5 oder 10 km Entfernung vor sich. Denkt dahinter kommt bestimmt was neues, doch wieder das gleiche Bild.


Hier hatten wir auch mehrere Platten. Denn das Verlassen der Strasse zum Zelten ist eigentlich pneumatischer Selbstmord wegen der vielen Dornen. Nur Dank unserer verstaerkten Schwalbe-Reifen haben wir ueberlebt. Dies macht auch die Zeltplatzsuche so schwierig, denn wer liegt schon gern mit seiner Luftmatte in Dornen.

Deshalb zelteten wir in der letzten Nacht vor Mendoza neben einer Erdoelpumpe. Mitten in der Nacht entdeckte uns eine Kontrolle der Oelfirma. Nach ewigen Palaver mit "El jefe" kam heraus: zu gefaehrlich, wir sollten 5 m weiter, ausserhalb des Grundstuecks schlafen. Also mussten wir nachts 1 Uhr nochmal unsere Sachen packen.

Mittwoch, 19. November 2008

12.-18. November > San Martin - Chos Malal

Bisher gefahrene Kilometer: 3503

Mit San Martin verlassen wir nun endgueltig die Seen-Region, in der wir auf chilenischer und argentinischer Seite nun so lange unterwegs waren. Damit aendert sich auch schlagartig die Landschaft. Die Berge ruecken auseinander und es wird viel trockener und einsamer. Kaum ein Baum waechst hier und wasserfuehrende Fluesse werden immer seltener. Die Wenigen nutzen wir fuer das Uebernachten, denn die Wasserversorgung wird fuer uns immer wichtiger, da die Ortschaften weit auseinander liegen.
Die Sonne knallt den ganzen Tag vom Himmel und Schatten wird zum Luxus. Schon bald bekommen wir Probleme wit der Haut, obwohl wir von den vielen Wochen auf dem Rad so braun wie nie sind. Doch wenn dann ploetzlich, einer Fata Morgana gleich, unerwartet am Strassenrand eine Bretterbude kalte Getraenke verkauft ist die Radlerwelt wieder in Ordnung.
Endlich in Chos Malal angekommen goennen wir uns wieder mal ein Hotelzimmer und einen Ruhetag, denn uns erwarten noch viele Hunderte Kilometer Pampaabenteuer.

6.-11. November > El Bolson - San Martin de los Andes

Bisher gefahrene Kilometer: 3017

Fuer die 125 km nach San Carlos de Barriloche hatten wir zwei Tage eingeplant. Zum Glueck fanden wir abends einen ruhigen Platz fuer unser Zelt, denn am naechsten Tag regnete es ununterbrochen. So waren wir den ganzen Tag in unsere Schlafsaecke verbannt, denn es wurde auch ungemuetlich kalt. Als wir am naechsten Morgen endlich weiterfahren konnten, waren die Berge ringsherum voller Neuschnee.


In Barriloche, der bedeutendsten Touristenstadt hier, war jeder dritte (?) Laden voll mit Schokolade, denn es ist auch die Schokoladenhauptstadt Argentiniens. So viel Suesskram haelt niemand aus, und so verlassen wir die Stadt schon nach einer Nacht.

Die 200 km bis San Martin de los Andes sind wir auf einer Nebenpiste gefahren, weil wir die Hauptstrecke schon vor vier Wochen suedwaerts geradelt sind. Das war ein Volltreffer, denn in dem einsamen Tal gab es eine eindrucksvolle Felslandschaft mit vielen schoenen Campmoeglichkeiten. Leider mussten wir weiter, weil unsere Vorraete begrenzt sind.
In San Martin fanden wir zum Glueck einen schon geoeffneten Campingplatz, denn die meisten hielten noch Winterschlaf. Dort konnten wir mal eine planmaessige Fahrzeugpflege durchfuehren.

Mittwoch, 5. November 2008

1.-6. November > Futaleufu - El Bolson

Nun haben wir Chile erstmal hinter uns gelassen und wollen die kommende Zeit auf Argentinischer Seite weiterradeln.
Schon kurz nach der Grenze veraendert sich die Landschaft. Aus den engen Taelern mit steilen, unzugaenglichen Haengen wird eine weite Ebene, wo die schneebedeckten Berge nur den Hintergrund bilden. Alles ist viel trockener und wir sind uns einig, dass es die Kuehe in Chile einfacher haben satt zu werden.
Die naechsten drei Tage durchfahren wir den Nationalpark Los Alerces. Entlang von Seen und Fluessen befinden sich schoene Zeltplaetze, die oft kostenlos sind. Sodass wir auf den 70 km nur langsam voran kommen.

Einen Abend verbringen wir mit den Berlinern Astrid und Rene, welche mit ihrem gelaendetauglichen Wohnmobil auf Amerikatour sind.
Nach einer Gewaltetappe von ueber 100 km (davon mehr als die Haelfte uebelste Schotterpiste) erreichen wir El Bolson, ein Touristenort voller Annehmlichkeiten fuer verstaubte Radler.

In einem netten Hostel geniessen wir zwei Ruhetage.
Da schon auf der Carretera Austral erhebliche Maengel an den Raedern auftraten, hofften wir nun dringend eine kompetente Werkstatt zu finden. Wir hatten Glueck. Der argentinische Meister im Downhill verpasste Mathias´ Rad nun auch eine neue Felge und behob weitere Schaeden bei beiden Raedern.

Morgen geht es nun weiter, oestlich der Andenkette, nordwaerts.

21.-31. Oktober > Puerto Montt - Futaleufu

Nach langer Zeit wollen wir uns mal wieder melden. Die letzten Tage waren anstrengend, aber erlebnisreich. Wegen der super Landschaft und dem schoenen Wetter haben wir mehr Stopps eingelegt, als geplant. Aber der Reihe nach:
Eigentlich hatten wir geplant von der Insel Chiloe mit einer deutlich kuerzeren Faehrfahrt nach Chaiten zur Carretera Austral ueberzusetzen. Aber ein aktiver Vulkan macht die Gegend um Chaiten seit einem halben Jahr unzugaenglich. Im Internet sahen wir Fotos, wo der Ort mit meterdicker Asche verschuettet war.

Drei Tage warten wir im verregneten Puerto Montt auf die Abfahrt unserer Faehre, Zeit die wir fuer dringende Besorgungen aber auch benoetigten. Touristisches Highlight der Stadt war fuer uns der Fischerhafen Angelmo, wo man preiswert viel Fisch essen konnte. Ein Kilo Lachs bekam man fuer 2,50 Euro!


Mit der Faehre waren wir mehr als 20 Stunden unterwegs in den Sueden, durch ein mit dichten Wolken verhangenes und verregnetes Kuestengebiet. Von den steilen Bergen, bewachsen mit dichtem Regenwald, war nicht allzu viel zu sehen. Mit gemischten Gefuehlen dachten wir an die naechsten Tage auf dem Rad bei diesem Wetter.


Doch am naechsten Tag beim Start in Puerto Aisen stellt sich wieder erwarten schoenes Wetter ein. An diesem Tag treffen wir Heidi und Max aus Oesterreich, welche schon mehr als ein Jahr von Alaska nach Feuerland unterwegs sind, und verbringen einige Zeit mit Radfahrerlatein.


Am zweiten Tag bekommen wir das vielgepriesene schlechte Wetter der Region voll zu spueren und sind froh am Abend klatschnass und durchgefroren unter einer Bruecke im Trockenen kochen zu koennen.


Doch dann ist uns der Wettergott hold und wir fahren in den naechsten fuenf Tagen 300 km durch abwechslungsreiche Landschaften auf recht gut befahrbarer Schotterpiste. Wir sehen wenigsten hier einen Gletscher, wenn auch nur aus der Ferne. Die anderen sind alle weiter unten im Sueden.





Die wilde Berglandschaft ist von einem undurchdringlichen Regenwald bedeckt, den man nur auf wenigen Wanderpfaden wirklich erleben kann. Mathias ist besonders von den riesigen "Rhabarberpflanzen", die massenhaft am Wegrand wachsen, beeindruckt.

An den Abenden finden wir schoene Plaetze neben der Strasse zum Uebernachten und koennen oft gemuetlich am Lagerfeuer sitzen.
Zurueckblickend fanden wir, dass das von uns befahrene Stueck der Carretera Austral von Profil und Strassenoberflaeche deutlich leichter zu befahren war, als erwartet. Nach unseren Erfahrungen mit den schlechten Pisten in Mittelchile hatten wir mit Schlimmeren gerechnet.
n

Kurz vor Futaleufu, an der Grenze zu Argentinien, machte uns die Asche des Vulkanausbruches bei Chaiten die Weiterfahrt recht staubig. Auch der Ort, in dem wir eine Nacht bleiben, ist voll davon und der Wind treibt das Zeug unangenehm durch die Strassen, das es staendig zwischen den Zaehnen knirscht.
Am letzten Tag im Oktober trieb uns ein kraeftiger Rueckenwind nach Argentinien.