Nach der Rückkehr von dieser Reise in den Alltag war unser Fernweh noch lange nicht geheilt
und so versuchten wir in unseren immer viel zu kurzen Urlauben an dessen Linderung zu arbeiten, doch es half nicht wirklich.
So begannen wir von einer Fortsetzung unseres Radlerlebens zu träumen. Es brauchte etwas Zeit doch der Traum nahm Gestalt an: Diesmal soll es eine Reise open end werden.
Start am 1. April 2015
Auf unserer neuen Website:
www.weltentrotter.de
wollen wir von alldem berichten.

Dienstag, 24. März 2009

13.-24. Maerz > La Quiaca - Uyuni

Bisher gefahrene Strecke: 8791 km

Der Grenzübertritt nach Villazon in Bolivien beansprucht viel Zeit denn es herrscht ein grosser Ansturm von Bolivianern und Argentiniern, die den Preisunterschied zwischen den Ländern nutzen wollen. Ganze LKW-Ladungen werden zu Fuss herübergetragen, aber wenn man einen Stempel im Pass möchte, braucht die Bürokratie seine Zeit. In Villazon sind die Strassen gesäumt von Verkaufsständen und kleinen Restaurants. Da es wenig Sinn macht heute noch weiterzufahren, suchen wir uns fast in Sichtweite vom letzten Hotel hier eine Unterkunft.

Hinter der Grenze verlässt uns für lange Zeit der Asphalt. Doch auf den 90 Kilometern bis zu unserem ersten Ziel rollt es wieder Erwarten ganz gut. Nur die vielen Baustellen stören und bei jeder Begegnung mit einem Fahrzeug werden wir kräftig eingestaubt.

In Tupiza gefällt es uns auf Anhieb. Der Ort liegt in einer wilden Berglandschaft, die zu vielen Wanderungen einlädt. Am nächsten Tag nutzen wir den blauen Himmel und wandern bzw. klettern durch zwei fantastische Canyons.
Oft wird man gewarnt, bei der noch herrschenden Regenzeit, durch Bolivien zu radeln. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit die nächsten 200 km sehr schlechte Piste nach Uyuni mit der Eisenbahn zu überbrücken. Da nur vier Züge pro Woche fahren, haben wir nichts dagegen hier noch zwei Tage ausharren zu müssen. Leider müssen weitere Wandertouren ausfallen, denn Mathias liegt mit einem Magen-Darm-Infekt im Bett.
Während der Zugfahrt regnet es kräftig, und wir sind heilfroh, uns nicht über schlammige Pisten quälen zu müssen.

Das wegen dem Salar weltbekannte Uyuni scheint nur aus Anbietern von Jeeptouren zu bestehen. Auch wir wollen diese Möglichkeit nutzen um Landschaften kennenzulernen, durch die nur die extremsten Biker radeln.
Am nächsten Tag ist Start zu einer 4-tägigen Tour. Zuerst geht es zum "Salar de Uyuni", dem grössten Salzsee der Erde. Da wir den aber noch per Rad erkunden wollen, heben wir uns die Bilder für später auf.
Übernachtet wird in einem komplett aus Salz erbauten Hotel. Die folgenden Tage fahren wir durch Landschaften, wie man sie sich eigentlich kaum vorstellen kann: riesige Berge, verschiedenfarbige Lagunen mit Flamingos, dampfende Geysire und dazwischen eine Ödniss wie von einem anderen Stern in der sich wahrscheinlich nur Lamas und Vicunas wohlfuehlen.

Am dritten Tag erreichen wir die äusserste süd-westliche Ecke von Bolivien. Hier erhebt sich direkt auf der Grenze mit Chile der etwa 5900 m hohe Vulkan Licancabur über der Laguna Verde, der grünen Lagune. Morgen wollen wir versuchen, diesen Berg zu besteigen. Da es schon 3 Uhr losgehen soll, relaxen wir am Nachmittag in einer Termalquelle.

Beim nächsten Sonnenaufgang sieht man uns schon stundenlang hinter unserem Führer den endlosen Geröllhang hinaufkeuchen. Wieviele Geschichten hat man schon von den Schwierigkeiten mit der dünnen Luft in diesen Höhen gehört. Nun können wir es endlich einmal selbst ausprobieren. War das aktive Radfahren in Höhen zwischen 3000 und 4000 m in den letzten Wochen genug zur Akklimatisation? Es war! Ohne grössere Schwierigkeiten oder chemische Hilfsmittel erreichen wir nach 5 1/2 Stunden den Gipfel. Der Ausblick ist fantastisch: Im Norden und Osten die Bergwelt des bolivianischen Altiplano mit vielen weiteren Vulkanen; Im Süden und Westen die chilenische Atacamawüste.

Der endlose Abstieg erscheint uns viel schrecklicher als der Aufstieg. Aber mit zitternden Beinen kommen wir gut unten an. Nach 500 km Rückfahrt im Rallyestil kommen wir spät am Abend wieder in Uyuni an und am nächsten Tag erinnert nur noch ein Muskelkater daran.

Donnerstag, 12. März 2009

25. Februar - 12. Maerz > Salta - La Quiaca

Bisher gefahrene Strecke: 8650 km

Mit unserer Abreise aus Buenos Aires beginnt nun schon die zweite Halbzeit unserer Tour. 175 Tage "Abenteuer" liegen hinter uns. Und wir sind gespannt, was uns noch erwartet.

Nach fast 24 Stunden Busfahrt sind wir von unserem Abstecher in den Osten wieder zurück in Salta. Diesmal besuchen wir eine "Casa de Ciclista". Das ist eine Unterkunft, die von fahrradbegeisterten Familien kostenlos Reiseradlern zur Verfügung gestellt wird. Wir werden von Ramon und seiner Familie herzlich aufgenommen und sind überwältigt wie selbstverständlich diese einfachen Leute ihr Haus mit uns teilen.

Nach zwei Tagen verlassen wir Salta und wollen ganz allmählich die bolivianische Grenze erreichen. Denn nun kommen wir langsam in die richtigen Berge und wollen uns genug Zeit zur Akklimatisation an die Höhe lassen. Jujuy, die Hauptstadt der nördlichsten Region Argentiniens, und die letzte wirklich grosse Stadt für längere Zeit, durchfahren wir nur, da wir zuletzt reichlich Stadtleben geniessen konnten. Hinter der Stadt fahren wir in die "Quebrada de Humahuaca". Dies ist ein grosses Tal von über 100 km Länge und erstreckt sich nach Norden bis zum Andenhochplateau in ca. 3500 m Höhe. Aufgrund der vielen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten ist dieses eine der grössten Touristenattraktionen Nordargentiniens.

In einem Seitental machen wir in dem kleinen Purmamarca für zwei Nächte halt. Besonders hier erzeugen die unterschiedlichen Gesteine ein imposantes Farbspiel, so das es sich lohnt die Gegend etwas mehr zu erkunden. Fast alle Häuser des Ortes sind aus Lehmziegeln gebaut und auf der Plaza sehen wir zum ersten Mal Indianer ihre Volkskunstwaren anbieten. Dies ist nicht mehr das Argentinien, durch das wir Monate geradelt sind, hier sind wir schon fast in Bolivien angekommen.
Eine kurze Tagesetappe weiter besichtigen wir in Tilcara ein ausgegrabenes indianisches Wehrdorf.
Dann erreichen wir in knapp 3000 m Höhe Humahuaca den Hauptort und Namensgeber des Tales. Am folgenden Ruhetag lässt es sich Mathias nicht nehmen den ersten 4000er seines Lebens zu erradeln. Zum ersten Mal seit vielen Monaten benötigen wir an den Abenden wieder unsere warmen Sachen.

Als wir den Ort wieder verlassen wollen, hält uns ein Plattfuss auf. Es ist der dritte originale Schwalbe-Schlauch während unserer Tour, wo sich der der Ventilkörper aus dem Gummi löst. Die Schwalbe-Reifen haben uns auf vielen tausenden Kilometern treue Dienste geleistet, aber mit diesen Schläuchen haben sie totalen Mist produziert. Unser Ziel ist ein Abstecher zum weit abgelegenen Iruya. Die fast 50 km lange Schotterpiste führt über einen 4000 m hohen Pass. Doch zuvor müssen wir die Fahrräder durch viele fast knietiefe Flussquerungen schieben. Nach einigen Serpentinen können wir dann das erste Mal gemeinsam dünne Luft "geniessen", und bemerken nichts besonderes daran.

Nach 20 km holpriger Bergabfahrt und 1200 m tiefer erreichen wir den Ort. In einem engen Tal ist jedes verfügbare Plätzchen bebaut. Wer ist nur auf die Idee gekommen, sich hier niederzulassen. Aber jetzt scheint man gut von den Touristen zu leben, die die trotz der katastrophalen Zufahrt mehrmals am Tag verkehrenden Busse heranschaffen. Auch hier zeigen sich die Talwände mit tollen Farbmustern.

Für die Rückfahrt nutzen wir günstige Gelegenheit und nehmen auch einen Bus. Denn seit unserer Ankunft hängen ständig Wolken im Tal und es regnet regelmässig.

Wieder zurück auf der Hauptstrasse können wir noch mal zwei Tage auf glatten Asphalt auf einer weiten Hochebene dahinrollen. Hier erinnert uns vieles an die Pampastrecken weiter südlich, nur auf den Weiden stehen Lamas statt Kühe. Mit dem Wetter haben wir Glück, trotzdem bereiten uns die vielen Wolken, Regen- oder Schneeschauer am Horizont etwas Sorgen wie wir in Bolivien wohl weiterkommen werden.