Am zweiten Tag in Banos scheint endlich wieder die Sonne und wir besteigen einen Aussichtsberg über dem Ort. Der klare Himmel ermöglicht uns nun endlich einen Blick auf den in den letzten Jahren häufig aktiven Vulkan Tungurahua. Banos musste 1999 sogar für mehrere Monate wegen des Ascheregens evakuiert werden. Aber als wir darauf warteten zeigte der Vulkan nicht die kleinste Rauchwolke.

Der Ort ist Treffpunkt vieler einheimischer und ausländischer Touristen. Es gibt viele Touranbieter und mehrere Termalbäder. Besonders am Wochenende ist hier der Teufel los und es ist alles andere als idyllisch. Wir treffen uns erneut mit den Radlern Doro und Sven und feiern deren einfähriges Tourjubileum. Doch während sie im folgenden Jahr noch bis Alaska wollen ticken unsere Rückreiseuhren immer lauter.
Nach vier Tagen steigen wir wieder aufs Rad um weiter ins Oriente, das Amazonastiefland, vorzudringen. Zunächst führt die Strasse durch ein tiefes Tal, vorbei an rauschenden Wasserfällen. Wunderschön, wenn nur nicht starker Regen uns den Spass verdorben hätte. Doch je tiefer wir kommen um so wärmer wird es und zum Glück schaut auch die Sonne etwas hervor.

Tena ist ein weitere Touristentreffpunkt. Die Stadt liegt "nur" 500 m hoch und hat ausser einem Minizoo nicht viel zu bieten. Sie ist jedoch günstiger Ausgangspunkt für Touren in den Dschungel und das milde tropische Klima behagt uns sehr.
Wir vertrödeln ein paar Tage bevor wir einen dreitägigen Trip in den näheren Dschungel buchen. Zwei Tage sind wir mit einem Führer im Busch unterwegs. Zum Teil führt der Weg recht abenteuerlich durch Wasserfälle hinauf. Wir erfahren viel interessantes über die Pflanzenwelt, besonders über deren heilende Kräfte. Der ganze Wald scheint eine riesige Apotheke zu sein. Die Nächte verbringen wir in einem kleinen Dorf in einer einfachen Holzcabana und nichts stört unseren Schlaf ausser dem Singen der Zikaden und dem Rauschen des Flusses - fantastico. Am dritten Tag fahren wir mit einem Schlauchboot über die Stromschnellen des Rio Yatun Yaca zurück Richtung Tena.


Wieder einmal nass und durchgefroren fanden wir neben der Strasse eine Schutzhütte mit Feuerstelle. Keine Ahnung welchen Zwecken die hier dienen soll, aber uns kam sie gerade recht um trocken und warm unser Essen zu kochen. Wir kamen uns vor wie in einem Norwegenurlaub, denn auch die hier meist wachsenden Nadelwälder haben nichts tropisches an sich. Mit dem Dunkelwerden bauten wir unser Zelt in der Nähe auf und freuten uns auf einen ruhigen Schlaf. Aber an diesem Sonntagabend, um 20 Uhr, begann man wieder mit der Arbeit an der frisch gegossenen Betonfahrbahn. Genau neben uns wurden die Dehnungsfugen in die Fahrbahn gefrässt. Mierda!
