Nach zwei Tagen "Raserei" auf der Panamericana vorbei an absolut langweiliger Wüstenlandschaft und ständig umgeben vom grauen Küstennebel erreichen wir Lambayeque. Hier legen wir einen Ruhetag ein und besuchen das Museum des "Senor de Sipan". Vor gerade mal 20 Jahren hat man seine und weitere Grabstätten in einer unscheinbaren Lehmpyramide entdeckt, von denen es hunderte in der weiteren Umgebung gibt. Als Grabbeigabe fand man den grössten Goldschatz, der je in Amerika ausgegraben wurde. Die Ausgrabung ist in dem eigens dafür neu erbauten Museum recht interessant dokumentiert wurden.

Auf unserer Weiterfahrt konnten wir nun endlich die Panamericana verlassen und rollten immer noch eben auf einer ruhigeren von mehr Grün umgebenen Strasse weiter Richtung Norden. Und da wir uns nun immermehr vom Meer entfernten, schien auch die Sonne wieder.
Nach zwei Monaten verlassen wir nun Peru, welches sicher dauerhafte Erinnerungen in uns zurücklassen wird. Wir verlassen ein Land mit einer eindrucksvollen Bergwelt und seiner interessanten Kultur, seinen freundlichen Menschen - den Frauen in ihren bauschigen Faltenröcken, den bunten Bündeln auf den Rücken und ihren seltsamen Hüten. Wir verlassen aber auch ein Land mit unzähligen Mototaxis und den ständig hupenden Kleinbussen, welche, auf der Suche nach Fahrgästen, nicht davor zurückschrecken Radfahrer von der Strasse zu schupsen.


Ecuador, so stellt sich heraus, lässt aber nicht jeden einfach hinein. Zunächst müssen wir einen Gesundheitscheck über uns ergehen lassen. Erst nachdem man bei uns keine Grippesymptome entdecken kann, dürfen wir uns den Einreisstempel abholen. Zumindest wissen wir nun, dass Blutdruck und Puls normal sind. Im Grenzort Macara fällt uns sofort die Veränderung auf: Ruhe - kein nervender, hupender Verkehrslärm. So ungewohnt für uns, dass es fast gespenstisch wirkt.Noch etwas ist anders, die Strassen sind wieder bergig und wir müssen uns sehr steile und lange Anstiege hinaufkämpfen, denen natürlich sofort steile Abfahrten folgen. Trotzdem gelangen wir so nach und nach wieder in höhere Regionen. Nach drei Tagen echt anstrengendem Auf und Ab erreichen wir Loja, die erste richtig grosse Stadt Ecuadors auf unserer Strecke. Wir mieten uns im teuersten Hotel ein, nein, nein es gab noch teurere, und am folgenden Ruhetag machen wir das, was wir an solchen Tagen meistens machen - nada.







Dann endlich wieder Asphalt. Und vor lauter Freude, das es endlich wieder vorwärts geht, verpassen wir einen Abzweig und müssen dadurch einen Umweg von ca. 50 km in Kauf nehmen. Zunehmend bemerken wir die Nähe des Meeres. Feuchter Küstennebel verdeckt die Sonne und verbreitet eine echt trübe Stimmung. Trotzdem wächst hier ohne Bewässerung fast nichts.Dann erreichen wir die Panamericana, für uns sicher keine Traumstrasse sondern eine langweilige Strasse durch eine triste Gegend.
In Trujillo, der drittgrössten Stadt Peru's, kommen wir nicht dran vorbei die bekannte "Casa de Ciclista" von Lucho zu besuchen. In den Gästebüchern findet man die Namen vieler bekannter Fernradler, wir sind Nummer 1134 und 1135. Das die Casa schon mit sieben anderen Radlern belegt ist, ist für Lucho kein Problem, wir werden bei Familienmitgliedern einquartiert.





Obwohl wir oft durch abgelegene Gegenden radelten, kann man sich unterwegs recht gut versorgen. Natürlich haben wir Verpflegung für zwei, drei Tage stets dabei, doch selbst in kleinen Dörfern ist es meist möglich irgend etwas in einem kleinen Lädchen zu kaufen. Hat der Ort ein "Restaurant" wird oft Mittags bzw. Abends ein Menü angeboten. Bestehend aus Suppe, Hauptspeise und einem Getränk, meist Tee. Manchmal kann man die Hauptspeise auch auswählen, und das alles oft für weniger als einen Euro - increible! Manchmal kommt das halbe Dorf zum Essen, dann sind wir die Attraktion.
Kurz vor unserem jetzigen Etappenziel warteten noch die zwei letzten von insgesamt etwa 10 4000er Pässen seit Cusco auf uns. Zwischen beiden Pässen verbringen wir eine Nacht in ca. 4700 m Höhe. Diese war recht ungemütlich, nicht wegen der eisigen Kälte, denn dagegen schützen uns unsere guten Schlafsäcke, sondern wegen der dünnen Luft. Doch am nächsten Tag können wir bei Sonnenschein den letzten und höchsten Pass unserer Tour, den Abra Huarapasca mit ca. 4800 m, überqueren. Es geht vorbei an einem herrlichen Panorama von steilen, schneebedeckten Fünf- und Sechstausender der Cordillera Blanca. Hinter dem Pass liegt die so sehr erwartete 300 km lange Abfahrt ans Meer vor uns. Doch zwischendurch machen wir einen Ruhetag in Huaraz, dem Mekka der peruanischen Bergsteiger.


