Nach der Rückkehr von dieser Reise in den Alltag war unser Fernweh noch lange nicht geheilt
und so versuchten wir in unseren immer viel zu kurzen Urlauben an dessen Linderung zu arbeiten, doch es half nicht wirklich.
So begannen wir von einer Fortsetzung unseres Radlerlebens zu träumen. Es brauchte etwas Zeit doch der Traum nahm Gestalt an: Diesmal soll es eine Reise open end werden.
Start am 1. April 2015
Auf unserer neuen Website:
www.weltentrotter.de
wollen wir von alldem berichten.

Montag, 27. April 2009

20.-27. April > La Paz - Copacabana

Bisher gefahrene Strecke: 10359 km

Wir blieben insgesamt sechs Tage in La Paz und fühlten uns in der quirligen Stadt und unserem schicken Hotelzimmer pudelwohl. In dem Viertel, in dem wir wohnten, war jede Strasse ein eigener Fachmarkt: Elektrostrasse, Fleischstrasse, Nudelstrasse usw. Am interessantesten fanden wir den Gesundheitsmarkt. Hier wurden alle möglichen Arten von Heilmitteln angeboten, von tonnenweise Kräutern bis zum getrockneten Lamababy. Durch das bunte Gewimmel quetschte sich noch der Verkehr, der überwiegend aus Kleinbussen und Taxis bestand.

Nur wenig entfernt kann La Paz aber auch ein ganz anderes Gesicht zeigen. Bei einem Bummel in die moderne Unterstadt, hier wohnt der wohlhabendere Teil, weil die Luft dicker ist, fühlten wir uns fast wie in einer europäischen Grossstadt. Hier konnten wir seit langer Zeit wieder einmal in einem Supermarkt einkaufen.

Am zweiten Tag trafen wir uns mit den sächsischen Reiseradlern Doro und Sven (siehe Linkliste). Schon seit längerem hatten wir übers Internet Kontakt und hier kreuzten sich unsere Wege. Da ergab sich für die beiden Männer die Möglichkeit am nächsten Tag zusammen zum Skigebiet Chacaltaya zu radeln. Die Piste führt hinauf bis zu einer Berghütte in 5300 m Höhe und es gibt nur wenig Stellen auf der Welt, wo man diese Höhe noch übertreffen kann.

Einen weiteren Tag ging es für uns dafür umso tiefer. Wir hatten eine Tour gebucht: Mountain Biking On The Death Road. Vorweg - wir haben beide ueberlebt. Erst ging es in aller Herrgottsfruehe im Kleinbus mit 6 anderen Mutigen aus der Stadt heraus auf den Pass La Cumbre in mehr als 46oo m Hoehe. Dort haben wir im kalten Nebelwetter Raeder und Ausruestung erhalten und dann ging es bergab. Zuerst war noch Asphalt, spaeter dann Schotterpiste. Wir fuhren in ca. 4 Stunden fast 3500 Höhenmeter hinunter durch alle moeglichen Klimazonen Suedamerikas und es wurde immer waermer. Petra war die Beste im Bremsen. Besonders auf der Schotterpiste, kam sie fast immer in gebuehrendem Abstand an den Zwischenstops an. Leider haben wir wegen Nebel und dem Gehetzte bei der Abfahrt wenig von der Landschaft gesehen.Erst bei der Rückfahrt im Bus hatten sich die Wolken verzogen und wir hatten Zeit diese gigantische Berglandschaft zu betrachten.Die Strecke heisst Todes-Strasse, weil bis vor ca. 3 Jahren auf der unbefestigten und meist total schmalen Strasse an steilen Abhängen noch der ganze Verkehr von La Paz Richtung Osten rollte und es Unmengen von schweren Unfaellen gab. Echt tragisch. Jetzt gibt es eine neue Strasse und die alte ist in den Haenden der Touristen. Natuerlich ist sie immer noch gefaehrlich, aber nicht mehr als andere Bergstrecken.

Dann nehmen wir Abschied von La Paz. Das bedeutet, das wir die 12 Kilometer und ca. 500 Höhenmeter wieder auf das Altiplano hinauf schnaufen mussten. Dann rollte es besser und schon bald war der Titicacasee in Sicht, der in 3800 m Höhe höchste schiffbare See der Welt. Und plötzlich standen wir vor dem kleinen Museum von Paulino Esteban, dem Erbauer von Thor Heyerdahl berühmten Schilfbooten.Als wir dort ein kühles Bier tranken kamen zwei Radler vorbei die sich als Doro und Sven entpuppten. Kurzerhand beschlossen wir alle das Angebot der Restaurantbetreiber hier zu zelten anzunehmen und verbrachten den Abend mit Radlerlatein und leckerer Titicacasee-Forelle.

Am nächsten Morgen unternahmen wir zusammen eine Tour im Motorboot über den See zu einer kleinen schwimmenden Schilfinsel. Leider haben auch hier die Bewohner diese Lebensform aufgegeben und unterhalten die Insel nur noch für die Touristen.

Wieder zu zweit radelten wir am See entlang Richtung Copacabana. Nach einer kurzen Fährüberfahrt über eine Engstelle des Sees, kamen wir auf eine Panoramastrasse hoch über dem See. Um die Aussicht länger geniessen zu können zelteten wir dort für eine Nacht, bevor wir über einen 4250 m-Pass Copacabana erreichten. Der wunderschön gelegene Wallfahrtsort ist unsere letzte Stadtion in Bolivien.

Während der eineinhalb Monate in diesem interessantem Land konnten wir eine solche Masse an Eindrücken sammeln, die sicher in tiefer Erinnerung bleiben werden. Obwohl das Radfahren hier bestimmt nicht einfach war, wurden wir mit einer herrlichen Landschaft belohnt.

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